Aus der Schwäbischen Zeitung vom 16. September 2000
Neu-Ulm-Pfuhl - Vor dem Hintergrund explodierender Ölpreise
erhält die Diskussion um Energiespar-Modelle neuen
Aufschwung. Das hofft auch Oberstudienrätin Margit Fluch vom
Pfuhler Bertha-von-Suttner-Gymnasium. Gemeinsam mit ihren
Schülern hat sie eine Studie über eine mögliche Senkung von
Heizkosten erstellt, die im bayrischen Landtag große
Beachtung gefunden hat. Von unserer Mitarbeiterin Barbara
Hinzpeter.
Die Untersuchung der Pfuhler Energie AG hat kreis- und
inzwischen landesweit bis in die Regierung hinein für
Aufsehen gesorgt (wir berichteten). Ihre These: In 90
Prozent der öffentlichen Gebäude stimmt der hydraulische
Abgleich der Heizung nicht, ein großer Teil der Energie
verpufft. Erschreckender weise gilt das auch für sanierte
Ablagen wie die im Pfuhler Gymnasium. "Relativ sinnlose
Ausgaben", urteilt Margit Fluch über die herkömmliche
Nachrüstung. "Da werden neue Brenner oder Pumpen
installiert, aber der Energiespar-Effekt ist gleich
Null". kritisiert die Lehrerin.
Sie kennt auch den Grund: Die Firmen und Handwerker
erledigen ihren Auftrag zwar pflichtbewusst. Aber der Blick
aufs Ganze ist darin in der Regel nicht enthalten und wird
deshalb auch nicht auf den hydraulischen Abgleich gerichtet.
An ihm hängt aber eine ganze Menge, wie die Gymnasiasten
nachgewiesen haben. "Wir könnten die Heizkosten um 30
bis 35 Prozent reduzieren", rechnet Margit Fluch vor.
"Der Fehler liegt im System", sagten die
Schüler vor dem Landtagsabgeordneten. Denn der Abgleich sei
teuer und für die Firmen schwer kalkulierbar. Für Margit
Fluch liegt daher der Pferdefuß in der Vergabepraxis. Sie
fordert eine Auftrags-Erteilung nach dem "Energie-Contracting":
Die Firma bietet eine bestimmte Energiesparleistung an und
wird auch darauf verpflichtet.
Mit diesem Thema wird sich voraussichtlich auch ein
Forschungsprojekt an der FH
Ulm beschäftigen. Im Ulmer Initiativkreis für
nachhaltige Wirtschaftsentwicklung (UNW) ist Margit Fluch
mit ihrer Idee auf positive Resonanz gestoßen.
Das ist auch die Arbeit der Pfuhler Schüler: Im Oktober
werden sie erneut dafür ausgezeichnet, mit dem Preis der Tutzinger
Stiftung zur Förderung der Umweltbildung. Er wird alle
zwei Jahre vergeben und ist mit 10 000 Mark dotiert. Die
Pfuhler teilen ihn mit einer Gruppe aus Berlin. Das Geld
kommt der Energie AG zugute, die ja auch eine
Photovoltaik-Anlage unterhält. Diese wurde zu einem guten
Teil aus Preisgeldern finanziert: 28 000 Mark
"erwirtschafteten" die Schüler dafür auf diesem
Weg. Bei aller Freude: Schön wäre es für die Schüler,
wenn aus ihren Ergebnissen auch Konsequenzen gezogen
würden.
Der "hydraulische Abgleich" soll dafür sorgen,
dass alle Heizkörper mit der optimalen Wassermenge versorgt
sind. Fehlt er, reagieren die Ventile chaotisch, manche
Räume sind zu heiß, andere zu kalt. Die Anlage bereitet zu
viel heißes Wasser auf, das aber gar nicht in die hinteren
Räume gelangt. Die angestrebte Nachtabsenkung der
Temperatur wird ebenfalls nicht erreicht.
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